Derzeit lese ich in meiner täglichen Bibellese den Propheten Jesaja. Wie bei fast allen atl. Propheten ist auch bei ihm „Gerechtigkeit“ ein wichtiges Thema. Zum einen verurteilt Gott durch den Propheten das Unrecht, das auf vielfältige Weise in der damaligen Gesellschaft zum Ausdruck kam. Dabei weist er insbesondere auf die Verdrehung der Wertmaßstäbe und die damit verbundene Rechtsbeugung hin:
„Wehe denen, die das Böse gut heißen, und das Gute böse; welche Finsternis zu Licht machen, und Licht zu Finsternis; welche Bitteres zu Süßem machen, und Süßes zu Bitterem!“ (Jesaja 5,20)
„Wehe denen ... welche den Gesetzlosen um eines Geschenkes willen gerecht sprechen, und die Gerechtigkeit der Gerechten ihnen entziehen!“ (Jesaja 5,23)
Doch gleichzeitig kündigt Gott durch Jesaja das Kommen des Messias und die Aufrichtung Seines Reiches an, in dem Gerechtigkeit die tägliche Realität sein wird:
„Siehe, ein König wird regieren in Gerechtigkeit; und die Fürsten, sie werden nach Recht herrschen. ... Der gemeine Mensch wird nicht mehr edel genannt und der Arglistige nicht mehr vornehm geheißen werden.“ (Jesaja 32,1.5)
Leider leben wir noch in einer Zeit der Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit, in der die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niedergehalten wird (siehe Römer 1,18). Doch die Botschaft von Jesaja schenkt mir Hoffnung, denn Gott selbst wird sich um alles Unrecht kümmern. Er hat bereits damit begonnen. Bei seinem ersten Kommen hat Jesus die Strafe für unsere Ungerechtigkeit stellvertretend auf sich genommen: „Fürwahr, er hat unsere Leiden getragen, und unsere Schmerzen hat er auf sich geladen. Und wir, wir hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt; doch um unserer Übertretungen willen war er verwundet, um unserer Missetaten willen zerschlagen. Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden.“ (Jesaja 53,4-5) Auf diese Weise ist es möglich geworden, dass Gott uns unsere Schuld vergeben kann, ohne selbst das Recht zu beugen - sofern wir der Botschaft des Evangeliums glauben und unsere Hoffnung ganz auf Jesus Christus setzen (siehe Römer 1,16-17; 3,21-30).
Gleichzeitig weist Jesaja auf das zweite Kommen Jesu hin, auf „den Tag der Rache unseres Gottes“ (Jesaja 61,2), an dem er das Unrecht richten wird (vgl. Jesaja 63,1-6; 66,15-18.24). Die Botschaft von Gott durch Jesaja ist sehr klar:
1) Kehrt um! „Waschet euch, reiniget euch; schaffet die Schlechtigkeit eurer Handlungen mir aus den Augen, lasset ab vom Übeltun! Lernet Gutes tun, trachtet nach Recht, leitet den Bedrückten; schaffet Recht der Waise, führet der Witwe Sache!“ (Jesaja 1,16-17)
2) Lasst euch von Gott retten! „Wendet euch zu mir und werdet gerettet, alle ihr Enden der Erde! Denn ich bin Gott, und keiner sonst.“ (Jesaja 45,22)
3) Wenn ihr aber nicht zu Gott umkehrt, dann werdet ihr eurer gerechten Strafe nicht entgehen: „Kein Friede den Gottlosen, spricht der HERR.“ (Jesaja 48,22).