Die in den letzten Jahren immer stärker propagierte Gender-Ideologie geht einher mit einer Ideologisierung der Sprache, die inzwischen sogar die Duden-Redaktion erreicht hat. Der Verein Deutsche Sprache hat in diesem Zusammenhang die Unterschriftenaktion „Schluss mit dem Gender-Unfug!“ gestartet.
Erst kürzlich bin ich auf zwei neuere Beispiele der Ideologisierung von Sprache gestoßen, die ich hier kurz vorstellen will.
Die Fraktion Die Linke hat am 24.02.2021 einen Antrag zum Thema „Für das Leben - Das Recht auf körperliche und sexuelle Selbstbestimmung sichern, reproduktive Gerechtigkeit ermöglichen“ gestellt, der am 04.03.2021 erstmalig im Bundestag beraten wurde. Abgesehen davon, dass die Worte „Für das Leben ...“ m.E. eigentlich eine Ironie sind, - denn der Antrag fordert u.a. die Streichung der §§ 218, sowie 218a, b und c, sowie §§219 und 219a und b Strafgesetzbuch -, lässt folgende Formulierung aufhorchen: „gebärfähige Körper, in der überwiegenden Mehrzahl Frauenkörper“. Hier ist nicht mehr die Rede von „schwangeren Frauen“ oder gar „werdenden Müttern“, sondern von „gebärfähigen Körpern“! Das klingt für mich nach einer Entmenschlichung, Entpersonalisierung und letztlich nach einem Verlust der Menschenwürde. Gleichzeitig frage ich mich, ob ich im Biologie-Unterricht etwas verpasst habe. Ich bin eigentlich immer davon ausgegangen, dass nur „Frauenkörper“, also Menschen mit einem „biologisch weiblichen Geschlecht“ (d.h. mit zwei X-Chromosomen) auf natürlichem Wege Kinder bekommen können. Hat sich das inzwischen geändert und bin ich so rückständig, dass mir das entgangen ist?
Das zweite Beispiel stammt aus den USA. Die Grace Church School in Manhattan, eine „christliche“ Privatschule, hat kürzlich einen „inklusiven Sprachführer“ herausgegeben, der es in sich hat (hier ein Bericht auf Fox News). Es lohnt sich, mal einen Blick in diesen 12-seitigen (!!!) Sprachführer zu werfen, der vor politischer Korrektheit nur so strotzt und nach eigener Aussage „nicht erschöpfend“ ist. Das Ziel dieses Sprachführers ist es, der Schulgemeinschaft mehr inklusive Sprache zur Verfügung zu stellen. Es werden darin Begriffe erwähnt, die man an der Grace Church School nicht mehr verwenden sollte, wie z.B. „Jungen und Mädchen“, und was man stattdessen sagen soll; bei dem erwähnten Beispiel werden „Menschen, Leute, Freunde, Leser, Mathematiker ...“ als Alternative zu den Worten „Jungen und Mädchen, Jungs, Damen und Herren“ genannt. Unter der Rubrik „Familie“ werden die Begriffe „Mama und Papa“ durch „Erwachsene, Leute oder Familie“ ersetzt. Anstelle von „Eltern“ soll man von „Erwachsenen, Leuten, Familie ... und Wächtern“ („guardian“) sprechen. Auch hier werden m.E. persönliche Begriffe, die eine persönliche Beziehung und Bindung zum Ausdruck bringen (v.a. „Mama und Papa“) durch weniger persönliche bzw. distanziertere Begriffe ersetzt. Es würde mich interessieren, ob diese „christliche“ Schule bereits eine politisch korrekte Version des fünften Gebots (nach reformierter Zählung) „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren ...“ formuliert hat?
Nun ist es eine Sache, wenn eine politische Partei in einem Antrag diese Art von Sprache gebraucht, es ist aber nochmals eine ganz andere Dimension, wenn eine Schule einen ideologisch geprägten „Sprachführer“ herausgibt, um das Sprechen und damit auch das Denken ganzer Schülergenerationen systematisch zu verändern. Hier wird - genau wie in George Orwells dystopischem Roman 1984 „Gedankenpolizei“ gespielt und „Neusprech“ praktiziert. Neusprech ist sprachpolitisch umgestaltete Sprache; dazu heißt es in der Wikipedia: „Durch Sprachplanung sollen sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten beschränkt und damit die Freiheit des Denkens aufgehoben werden.“ Ich weiß nicht, wie Sie als Leser dazu stehen; ich weiß für meinen Teil, dass ich dies nicht für erstrebenswert halte!