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Die Frage nach vollkommener ausgleichender Gerechtigkeit

Derzeit lese ich „Josua - Gott will retten“ von Francis Schaeffer. Im dritten Kapitel kommt er auf das Gericht Gottes zu sprechen und macht deutlich, dass Gott oft recht lange damit wartet, bis eines Tages der „Becher der Ungerechtigkeit“ voll ist und überläuft. Schaeffer stellt fest:

 

„Das ist das Prinzip des Gerichtes Gottes: Der Mensch rebelliert gegen Gott und Gott wartet in Geduld, bis alle Möglichkeiten für die Umkehr des Menschen erschöpft sind. Wenn die Ungerechtigkeit ihr Maß überschritten hat, wenn der Becher überfließt, dann kommt Gottes Gericht.“ (Francis A. Schaeffer, Josua - Gott will retten, S.54)

 

Diese Aussage steht im Zusammenhang mit Gottes Gerichten in der Geschichte über ganze Gesellschaften und Völker, die im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte viele Sünden angehäuft haben, insbesondere den Gerichten der Sintflut, über Sodom und Gomorra sowie über die Völker in Kanaan.

Da stellt sich natürlich auch die Frage nach einer ausgleichenden Gerechtigkeit in der Zwischenzeit wegen der Ungerechtigkeiten, die von denen begangen wurden, die zum Zeitpunkt von Gottes irdischem Gericht gar nicht mehr lebten. Haben diese Leute, dann einfach „Glück gehabt“ - und diejenigen, die unter dem von ihnen begangenen Unrecht zu leiden hatten und sich Gerechtigkeit gewünscht hätten dann einfach „Pech“? Schaeffer weist am Ende des Kapitels darauf hin, dass dem nicht so ist, räumt aber ein, dass es in diesem Leben keine vollkommene ausgleichende Gerechtigkeit gibt, auch wenn wir uns das vielleicht wünschen würden:

 

„In diesem Leben gibt es keine vollkommene ausgleichende Gerechtigkeit. Wenn wir nur das Leben zwischen Geburt und Tod sehen, müssen wir zugeben, daß wir nicht in einem moralischen, sondern in einem amoralischen Universum leben. Wenn es jedoch einen heiligen Gott gibt, dann leben wir in einem moralischen Universum, und das ist wunderbar. Das bedeutet jedoch, daß, insofern es in diesem Leben keine völlige ausgleichende Gerechtigkeit gibt, es in der Zukunft das Gericht Gottes geben muß.“ (Francis A. Schaeffer, Josua - Gott will retten, S.58)