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Was hinter der Frage „Ist ... Sünde?“ stecken kann

 

Wenn man sich als gläubiger Christ outet (sorry, ich weiß, der Ausdruck „gläubiger Christ“ ist irgendwie doof, denn entweder glaubt man wirklich an Jesus Christus oder man tut es nicht - aber mir ist gerade kein besserer Ausdruck eingefallen ...), dann kommt es immer wieder vor, dass man gefragt wird: „Ist ... Sünde?“

Ich habe festgestellt, dass hinter dieser Frage verschiedene Motive und Absichten stehen können:

1. Manche stellen diese Frage, um eine positive Bestätigung zu bekommen. Sie kennen bereits die Antwort der Bibel darauf, doch diese Antwort gefällt ihnen nicht - sei es, weil sie diese Antwort altbacken und nicht mehr zeitgemäß finden, oder sei es sogar, weil sie das, was die Bibel als Sünde bezeichnet selbst praktizieren, aber davon nicht ablassen wollen. Und so suchen sie durch ihre Frage eine positive Bestätigung ihrer persönlichen Sichtweise, nämlich, dass die jeweilige Sache keine Sünde wäre und daher auch keine Umkehr nötig sei. Umso besser, wenn diese positive Bestätigung von einem „Geistlichen“ gegeben wird, desto mehr kann man sich dann in seiner persönlichen Sichtweise bestätigt finden und kann dann auch eine „kirchliche Legitimation“ vorweisen, um wie bisher weiterzuleben. - So nebenbei angemerkt: Wenn Gott wirklich existiert und Gott ist, und die Bibel wirklich sein ewig gültiges Offenbarungswort ist (vgl. Matthäus 5,17-20; 24,35) - ist es dann nicht anmaßend von uns, Sein Wort infrage zu stellen und es nach unserem Gusto abzuändern? Wer sind wir, dass wir es überhaupt wagen, so etwas zu tun? Und welche Antwort werden wir - gerade auch als Theologen!!! - Gott einst geben, wenn wir vor IHM Rechenschaft ablegen müssen? (vgl. Jakobus 3,1)

2. Manche stellen diese Frage, um eine negative Bestätigung zu bekommen. Auch diese Leute kennen bereits die Antwort der Bibel, es geht ihnen aber weniger um eine Antwort auf die Frage an sich. Sie suchen vielmehr eine Bestätigung ihrer negativen Meinung und Stereotypen über sogenannte „konservative“, „ewig-gestrige“, „engstirnige“ und „fundamentalistische“ Christen. Eine biblisch begründete Antwort auf ihre Frage dient ihnen vielmehr als Bestätigung und zur Verfestigung des bereits aufgebauten Feindbildes.

3. Manche stellen diese Frage als Fangfrage, ähnlich, wie die Pharisäer damals bei Jesus: „Sie hofften nun, Jesus zu einer Äußerung verleiten zu können, die sich gegen ihn verwenden ließe, und schickten deshalb einige Pharisäer und einige Anhänger des Herodes zu ihm, die ihm folgende Frage vorlegten: »Meister, wir wissen, dass es dir nur um die Wahrheit geht und dass du nicht nach der Meinung der Leute fragst; denn du lässt dich von keinem Menschen beeinflussen, wie angesehen er auch sein mag. Wenn du lehrst, wie man nach Gottes Willen leben soll, lässt du dich allein von der Wahrheit leiten. Ist es nun richtig, dem Kaiser Steuern zu zahlen, oder nicht? Sollen wir sie ihm geben oder nicht?«“ (Markus 12,13-14)

4. Manche stellen diese Frage mit aufrichtigem Herzen, weil sie wirklich wissen wollen, was Gott in seinem Wort dazu zu sagen hat und sie mit Gott ins Reine kommen wollen. Manche der Fragesteller sind verunsichert von den unterschiedlichen theologischen Meinungen („das ist Sünde!“ - „das ist keine Sünde!“) und nehmen wahr, dass sich die feine Stimme ihres Gewissens in ihnen regt (vgl. Römer 2,15-16) und sie keinen wirklichen inneren Frieden über die Sache haben. Sie sind bereit, ihre Gesinnung und ihr Leben zu ändern und sich mit Gott versöhnen zu lassen.

 

Ich möchte in Zukunft mehr auf diese verschiedenen Motive und Absichten achten und nachfragen, warum die Frage „Ist ... Sünde?“ gestellt wird. Gleichzeitig will ich mich aber auch nicht davon abhalten lassen, darauf eine biblisch begründete Antwort zu geben - egal, ob das, was die Bibel dazu sagt, dem Fragesteller gefällt, oder nicht.