
Pfarrer Ludwig Hofacker (15.4.1798 - 18.11.1828) war der Evangelist des schwäbischen Pietismus. Mit großer Leidenschaft rief er die Menschen zur Umkehr und zum Glauben an den für sie gekreuzigten Retter Jesus Christus. In seiner Predigt zu Johannes 12,32-33 („Und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen. Dies aber sagte er, um anzudeuten, welches Todes er sterben sollte.“) sagte er u.a.:
„Wenn aber unsere Not nicht so groß wäre, als sie wirklich ist, so sollte doch wenigstens die Liebe, die sich am Kreuz des Sohnes Gottes geoffenbart hat, uns zu ihm hinziehen. Höret das große, erstaunliche Wort, das im Himmel den Lobgesang aller vollendeten Gerechten in alle Ewigkeiten ausmacht:
Der Schöpfer aller Dinge ist Mensch geworden, Fleisch von unserm Fleisch, und hat sich für die verlorene Kreatur gleich dem ärgsten Missetäter ans Kreuz nageln lassen. Er ist zum Spott seiner Feinde geworden. Er hat sogar rufen müssen in unaussprechlicher Seelenangst: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Und das alles aus Liebe zu einem verdammten, verlorenen Geschlecht - das alles für uns, für mich und für dich, lieber Zuhörer!
Wer dieses betrachtet, wer hierüber nachdenkt, der muß von Stein sein, wenn es ihn ohne Eindruck lassen, wenn es ihn nicht ziehen oder bewegen kann, wenn es in ihm nicht eine Neigung erweckt, den zu lieben, der ihn zuerst geliebt hat. - Siehe her, o Mensch! Da hängt dein Schöpfer und Gott in Menschengestalt zwischen Himmel und Erde! Er liegt im Todesstaub! Er ist in die tiefste Tiefe hinabgestoßen, erniedrigt bis zur innersten Todesqual! Und das alles für dich,
um deine verfluchte Seele von der ewigen, höllischen Finsternis zu erretten!
O bedenk es wohl: Es ist wahr, was der Heiland sagt: „erhöhet!“ Denn so hoch ist Jesus nirgends wie am Kreuz. Nicht seine Auferstehung, nicht seine Himmelfahrt macht ihn groß; denn dies ist ihm alles natürlich. Aber daß er ein Wurm ward um meinetwillen, das zieht an, das macht Ehrfurcht und Liebe.“
(Ludwig Hofacker, Predigt vom 17.12.1826; in: Arno Pagel. Ludwig Hofacker. Gottes Kraft in einem Schwachen, S. 50)