Anstelle einer Geburtsgeschichte beginnt der Apostel Johannes sein Evangelium mit einem Prolog. Darin macht er von Anfang an auf die Gottheit Jesu aufmerksam. Unter anderem bezeichnet er Jesus darin mehrfach als „Licht“ (Johannes 1,4-5.7-9). In Johannes 8,12 zitiert der Apostel Johannes Jesus, der von sich selbst sagte: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, braucht nicht im Dunkeln umherzuirren, denn er wird das Licht haben, das zum Leben führt.“ (NLB)
Doch, was bedeutet das, dass Jesus das Licht der Welt ist? Was bedeutet das für uns? Warum ist das wichtig?
1. Jesus, das Licht der Welt, weist uns auf die Realität der Finsternis hin.
Die Bibel gebraucht an vielen Stellen die Begriffe „Licht“ und „Finsternis“ in einem bildhaften Sinn. „Licht“ steht für das Gute (Jesaja 5,20), das Offenbare (Matthäus 10,27), für Gottesnähe (Psalm 139,11f), für Gott (Apostelgeschichte 26,18) - für das Leben in Gottes Gegenwart und mit Gott. „Finsternis“ dagegen steht für das Böse (Jesaja 5,20) und die Sünde (Johannes 3,19), für das Verborgene (Matthäus 10,27), für Gottesferne, für die Gewalt Satans (Apostelgeschichte 26,18) - für das Leben ohne Gott.
In Johannes 12,46 sagte Jesus: „Ich bin als Licht gekommen, um in dieser dunklen Welt zu leuchten, damit alle, die an mich glauben, nicht im Dunkel bleiben.“
Darin macht Jesus uns auf die Realität der Finsternis aufmerksam - und er macht deutlich, dass die Menschheit in Finsternis ist - und es letztlich darum geht, ob sie in der Finsternis bleibt oder nicht!
Überall in dieser Welt erleben Menschen die Realität geistlicher Finsternis - auch wenn sie es vielleicht nicht mit diesen Worten ausdrücken würden. Man könnte auch andere Begriffe gebrauchen, wie z. B. eine gestörte Harmonie, gestörte Beziehungen, Entfremdung, Leiden, eine Sehnsucht nach Liebe und Glück, die nicht oder nicht im gewünschten Maß vorhanden sind, usw. Diese Realität der Finsternis ist universal, d. h., sie betrifft alle!
Manchmal blicken Menschen in unserer modernen, komplexen und oft auch übersättigten Welt sehnsuchtsvoll auf die Naturvölker und meinen, „diese seien noch näher dran am Paradies“; diese Leute würden „mit sich selbst und der Umwelt in Harmonie leben“.
Ich kann mich noch sehr gut an meine erste Reise zu den Caquinte-Indianern erinnern. Die Caquinte sind eine kleine Stammesgruppe im peruanischen Urwald, mit denen ich mehrere Jahre gearbeitet habe. Das Dorf Tsoroja ist sehr abgelegen und für Leute von außen kaum zu erreichen. Es ist wie ein Park um die Start- und Landebahn herum gebaut und sehr idyllisch. Tsoroja wäre wirklich einer der Orte gewesen, an denen man einen dieser typischen Filme über „edle Wilde“ drehen könnte, die mit sich und ihrer Umwelt in Harmonie leben. – Zumindest rein äußerlich erweckte das Dorf diesen Anschein.
Doch schon wenige Tage nach meiner Ankunft baten die Ersten um seelsorgerliche Gespräche. Ich war davon sehr überrascht, denn normalerweise brauchen Uwald-Indianer eine gewisse Zeit, um zu sehen, ob sie jemandem wirklich vertrauen können. Was mir in diesen Gesprächen anvertraut wurde, stand in krassem Kontrast zu der scheinbaren Idylle des Dorfes. Doch die tiefen inneren Nöte, die mir viele Caquinte-Indianer offenbarten, überzeugten mich einmal mehr davon, dass diese scheinbare Harmonie eine Illusion ist. Beim weiteren Kennenlernen ihrer Kultur und traditionellen Weltanschauung wurde dann auch immer offenbarer, wie tief die Finsternis darin verankert ist.
Wie gesagt, Finsternis ist ein universelles Problem des Menschen, das uns alle betrifft - egal wo wir leben. Der Grund dafür ist, dass der Mensch einst - noch ganz am Anfang - die Verbindung zu Gott gekappt hat. Der Bericht vom Sündenfall in 1.Mose 3 macht deutlich, dass der Mensch einst dem Verführer glaubte, er selbst könne „sein wie Gott“ - und sich damit dazu entschloss, unabhängig von Gott leben. Doch die Abwendung von Gott - dem Licht - hat die Menschheit zwangsläufig in Finsternis gestürzt. „Es geht ohne Gott in die Dunkelheit ...“ - so drückt es der christliche Liedermacher Manfred Siebald treffend in einem seiner Lieder aus. Die Folge dieser Abwendung von Gott sind Leid, Ausbeutung, Kriege und vieles andere mehr, was die Menschheitsgeschichte bis heute kennzeichnet.
Wir alle sind seit dem Sündenfall außerhalb des Paradieses in diese gefallene Welt hinein geboren - und damit zunächst einmal von Geburt an von Gott getrennt. Das Wissen um den Sündenfall spiegelt sich auch in der Mythologie vieler Ethnien wieder. Manchmal in der Weise, dass es eine Liane gab, die von der Erde zum Schöpfergott in den Himmel hinauf führte. Doch diese Liane wurde eines Tages - aufgrund menschlicher Schuld gekappt. Seither gibt es keinen Zugang mehr zum Schöpfer. In der traditionellen Religion dieser Menschen hat sich der Schöpfer nach dem Sündenfall endgültig und definitiv zurückgezogen. Es ist aus und vorbei - endgültig, ohne Hoffnung! - Doch Gott sei Dank (!!!) ist dem nicht so. Jesus sagte: „Ich bin als Licht gekommen, um in dieser dunklen Welt zu leuchten, damit alle, die an mich glauben, nicht im Dunkel bleiben.“ Jesus weist uns nicht nur auf die Realität der Finsternis hin, er selbst ist als Licht in diese finstere Welt gekommen, damit wir nicht in der Finsternis bleiben müssen!
2. Jesus, das Licht der Welt, zeigt uns Gottes Realität und Gottes Wege.
Seit seiner Abwendung von Gott tappt der Mensch im Dunkeln - auch religiös. Es gibt in dieser Welt eine beeindruckende Anzahl von Weltanschauungen, Philosophien und Religionen, die versuchen, das Problem der Finsternis auf unterschiedlichste Arten zu lösen. Es gab die Epoche der „Aufklärung“, der englische Begriff dafür ist „Enlightenment“ - „Erleuchtung“. Man wollte das „finstere Mittelalter“ hinter sich lassen indem man ihm das „Licht der Erkenntnis“ entgegensetzte. Mit einem ungeheuren Fortschrittsoptimismus dachte man, die vernunftorientierte Gesellschaft werde die Hauptprobleme menschlichen Zusammenlebens schrittweise lösen. - Heute können wir im Rückblick sagen, dass dieser Fortschrittsoptimismus, der die Realität des Sündenfalls einfach ausblendet und negiert, schlichtweg naiv war. Der - vom „Licht der Erkenntnis“ der Aufklärung „erleuchtete“ Mensch - ist nicht besser geworden. Er hat mehr Kriege und Katastrophen angezettelt und Grausamkeiten verübt, die weit mehr Opfer gefordert haben, als die rund 1.000 Jahre des Mittelalters zusammen!
Es gibt so allerhand Vorstellungen über Gott und die vermeintlichen Wege zu ihm. Doch, wie können wir wissen, ob unsere Vorstellung zutreffend und unser Weg der richtige ist? Manche meinen, das wäre gar nicht so wichtig, es komme ja darauf an, dass man irgendetwas glaube - und letztlich würden alle Wege zu Gott führen. Man kann das mit einem Berg vergleichen: Gott ist oben auf dem Berg, und obwohl jeder an einer anderen Stelle startet, käme er letztlich doch irgendwann oben an. - So lautet die Grundidee.
Doch ist das wirklich so? Und können wir selbst aus eigener Anstrengung Gott erkennen und den Weg zu ihm finden? Die Bibel verwirft diese Vorstellung von Anfang an. Doch gleichzeitig offenbart Gott sich selbst. Bereits direkt nach dem Sündenfall kündigte Gott an, einen Retter zu senden, der in einem bestimmten Moment der Geschichte kommen, sich um das Problem der Finsternis und der Sünde kümmern und uns mit Gott versöhnen würde. In 1.Mose 3,15 kündigt Gott noch im Paradies - direkt nach dem Sündenfall - an, dass ein Nachkomme Evas kommen und der Schlange (Satan, dem Widersacher) den Kopf zertreten wird. Das ganze Alte Testament ist voller Verheißungen über den kommenden Retter. Der Prophet Jesaja kündigte dem Volk Israel Jesus ebenfalls als „Licht“ an: „Steh auf und leuchte! Denn dein Licht ist gekommen und die Herrlichkeit des Herrn erstrahlt über dir. Denn die Erde ist von Finsternis zugedeckt und die Völker liegen in tiefer Dunkelheit, aber über dir strahlt der Herr auf. Man kann seine Herrlichkeit über dir schon erkennen.“ (Jes 60,1-2) Als Jesus kam, wurde diese Verheißung erfüllt.
In Jesus Christus ist Gott Mensch geworden. Gott selbst ist vom Berg herabgestiegen und hat sich den Menschen offenbart, damit sie wirklich sicher und zuverlässig wissen können, wer und wie Gott ist. Jesus selbst wies darauf hin: „Denn wenn ihr mich seht, seht ihr den, der mich gesandt hat. Ich bin als Licht gekommen, um in dieser dunklen Welt zu leuchten, damit alle, die an mich glauben, nicht im Dunkel bleiben.“ (Johannes 12,45-46) Jesus ist die Gottesoffenbarung in Person.
Aber nicht nur das. Er ist der Weg zu Gott. Am Abend vor seinem Tod - kurz bevor er seine Mission vollendete und als Repräsentant der Menschheit am Kreuz starb, um unsere Schuld stellvertretend auf sich zu nehmen - da sagte Jesus Folgendes: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ (Joh. 14,6). Jesus stieg nicht nur vom Berg herab, um uns Gott zu offenbaren, sondern ER kam auch, um uns selbst wieder zu Gott zurückzubringen und uns mit IHM zu versöhnen. Er selbst ist der Weg - und zwar der einzige Weg - zum Vater. Durch ihn kommen wir aus der Finsternis ins Licht. Jesus sagte uns auch wie: „damit alle, die an mich glauben, nicht im Dunkel bleiben.“ Wir müssen an Jesus glauben, IHM vertrauen, das ist alles! - Das ist aber auch das Entscheidende!
3. Jesus, das Licht der Welt, stellt uns ins Licht und ruft uns zu sich.
Wo Jesus hinkommt, da wird es hell. Die Evangelien berichten uns von vielen Begegnungen zwischen Jesus und Menschen während seines irdischen Dienstes in Israel. Es ist sehr auffallend, wie viele Zöllner und Sünder durch die Begegnung mit Jesus verändert wurden und zu Gott umkehrten. Sie waren sich der Finsternis in ihrem eigenen Leben sehr bewusst. Sie wussten, dass sie es mit Gott gründlich vermasselt hatten - und sie nahmen Gottes Hand, die er ihnen durch Jesus entgegenstreckte, gerne an. Es ist auch auffallend, wie viele Fromme in Israel, die sehr auf ihre eigene Rechtschaffenheit und ihre eigenen religiösen Leistungen vertrauten, sich selbst im Weg standen. Sie erkannten nicht, wie finster es auch in ihren eigenen Herzen aussah. Doch Jesus konfrontierte auch sie mit ihrer Sünde. Im Vergleich mit anderen - sogenannten offenkundigen „Sündern“ - standen sie zwar recht gut da. Aber im Vergleich mit Jesus, dem Licht der Welt, war auch ihre eigene Gerechtigkeit völlig ungenügend vor Gott!
Von Jesus ins Licht gestellt und mit der eigenen Finsternis konfrontiert zu werden, kann sehr unangenehm und schmerzhaft sein. Manche lehnen das ab und versuchen, sich dem zu entziehen. Aber Jesus tut das mit der guten Absicht eines Arztes, der seine Patienten retten will. Er diagnostiziert unseren Zustand und zeigt uns, dass unsere Sünde uns letztlich zerstören, ins Gericht bringen und auf ewig von Gott trennen wird - sofern wir uns nicht rechtzeitig helfen lassen. Aber er teilt uns auch mit, dass noch eine Chance auf vollständige Heilung besteht und dass es ein Heilmittel gibt: Er selbst, Jesus, ist der Arzt und die Medizin, die wir brauchen.
In Johannes 3,16-18 macht Jesus selbst deutlich, wozu er, das „Licht der Welt“, in diese Welt gekommen ist - und wie entscheidend es für uns ist, ob wir an ihn glauben oder nicht: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat. Gott sandte seinen Sohn nicht in die Welt, um sie zu verurteilen, sondern um sie durch seinen Sohn zu retten. Wer an ihn glaubt, wird nicht verurteilt. Wer aber nicht an ihn glaubt, ist schon verurteilt, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat.“ (NLB) In Jesus leuchtet das Licht von Gottes Liebe auf! Seine Retter-Liebe!
Es geht aber noch um wesentlich mehr als um „lebenserhaltende Maßnahmen“ und „Rettung“. Jesus sagte: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, braucht nicht im Dunkeln umherzuirren, denn er wird das Licht haben, das zum Leben führt.“ (Joh 8,12) Jesus spricht hier von „Leben“, von „ewigem Leben“. Er meint damit nicht „ewige Existenz“, sondern eine besondere Qualität des Lebens in einer persönlichen Beziehung mit Gott und in der Ewigkeit, in ewiger, direkter Gemeinschaft mit Gott. Dieses Leben beginnt bereits hier auf Erden und wird die ganze Ewigkeit hindurch fortdauern. - Es geht darum, Jesus nachzufolgen und in einer persönlichen Beziehung mit ihm zu leben. Es geht darum, Tag für Tag in der Gemeinschaft mit Jesus, dem Licht der Welt, zu leben. In dieser Beziehung mit Jesus bekommt unser Leben eine neue Qualität. Jesus selbst gibt uns die Orientierung, die wir so dringend brauchen, um nicht ständig im Dunkeln zu tappen. Und wir werden verändert, auch wenn wir noch in dieser finsteren Welt leben. Diese Veränderung der Nachfolger Jesu geht so weit, dass Jesus sogar in der Bergpredigt von ihnen sagte: „Ihr seid das Licht der Welt.“ (Mt 5,14) Jesu Nachfolger sind nicht aus sich selbst heraus „Licht der Welt“ - sie sind es durch Jesus, indem sie von IHM erleuchtet werden, Licht des Lebens haben, und das durch Jesus erneuerte Leben mehr und mehr in ihnen Gestalt annimmt.
Bei mir selbst ist es nun schon über 30 Jahre her, seit Jesus in mein Leben kam, mich ins Licht gestellt und mich in seine Nachfolge gerufen hat. Ich weiß noch genau, wie er mir gezeigt hat, wie es in meinem Herzen aussah. Mein bisheriges Leben lief wie ein Film vor mir ab. Ich merkte, dass ich in vielem versagt und vor ihm schuldig geworden bin. Ich wusste, dass Jesus will, dass ich ihm die Herrschaft über mein Leben gebe und ihm nachfolgen soll. Aber durch das bisschen, was ich bis dahin in der Bibel gelesen hatte, wusste ich auch, dass Gottes Maßstäbe hoch sind und ich nicht aus eigener Kraft in der Lage bin, sie zu erfüllen. So sagte ich zu Jesus: „Ich kann nicht für mich garantieren, ob ich es schaffe, Dir nachzufolgen. Aber wenn Du es willst, so bin ich bereit dazu.“ Ab diesem Moment begann eine persönliche Beziehung mit Jesus Christus und mein Leben begann, sich zu verändern. – Und zwar gewaltig! Heute schaue ich staunend auf das zurück, was Gott in meinem Leben getan hat und kann es manchmal kaum fassen. Gott hat alle meine Vorstellungen, was Er – nach meiner Meinung – mit meinem Leben anfangen könnte, gesprengt. Das bedeutet nicht, dass mein Leben immer wie ein fröhlicher Spaziergang war. Wer mich besser kennt, der weiß von Höhen und Tiefen, die ich erlebt habe. Denn mit Jesus zu leben hat seine Konsequenzen, gerade auch im Alltag. - Und immer wieder müssen wir uns entscheiden, ob wir IHM mehr vertrauen und gehorchen wollen als Menschen. Aber es lohnt sich. Und so kann ich aus eigener Erfahrung auch selbst bezeugen, dass Jesus wirklich das „Licht der Welt“ ist und Sie dazu einladen, IHM ebenfalls nachzufolgen - sofern Sie das nicht bereits schon tun.